Hier haben wir meine Sammlung wissenschaftlicher Artikel zu zamonischen Wintersonnwendbräuchen unterschiedlicher Daseinsformen, wie bereits im Nachtschuladventskalender gesehen. Leider ist die Sammlung noch nicht vollständig.

1: noch unbekannt

2: Die Stollentrolle

3: Die Berghutzen

4: Die Eydeeten

5: Die Haifischmaden

6: Die Zwergpiraten

7: Die Gimpel

8: Die Ideen

9: Die Unken (bisher nicht vorhanden)

10: Die Blutschinken

11: Die Bolloggs (bisher nicht vorhanden)

12: Die Froschlinge

13: Die Schrecksen

14: Die Teufelszyklopen

15: Die Rikschadämonen

16: Die Nachtmahre

17: Die Wilden Wesen

18: Die Sammlasams (bisher nicht vorhanden)

19: Die Rettungssaurier (bisher nicht vorhanden)

20: Die Hellinge

21: Die Nattifftoffen (bisher nicht vorhanden)

22: noch unbekannt

23: noch unbekannt

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 2: Die Stollentrolle

 

Der eine oder andere wird sich schon an dieser Stelle fragen, ob die einzelgängerischen und asozialen Stollentrolle überhaupt feiern. Und die Antwort ist, nein, jedenfalls nicht so, wie wir das Wort „feiern“ verstehen.

In ihrer natürlichen Umgebung erfahren Stollentrolle meist gar nicht von der Wintersonnenwende, da sie sich außerhalb der Reichweite des Sonnenlichts aufhalten. Nun ist es aber eine altbekannte Tatsache, dass Stollentrolle das Finsterberglabyrinth auch verlassen, sich in der Nähe anderer Daseinsformen ansiedeln und sich dort unbeliebt machen.

Es ist unklar, wann und wo die Tradition des Trollgeschenks begonnen hat, aber die Geschichte wird im Wesentlichen gleich erzählt:

Eine arglose Daseinsform findet unter ihren Geschenken zur Wintersonnenwende ein besonders schönes Stück. Ahnungslos stellt sie es offen aus. Eine andere Daseinsform erkennt das Stück als ihr Eigentum wieder, das erst kürzlich gestohlen wurde. Je nach Aggressionslevel der beteiligten Daseinsformen folgt eine mehr oder weniger gewalttätige Auseinandersetzung. In der Nattifftoffenvariante der Geschichte ist es eine Monate andauernde Gerichtsverhandlung.

Irgendwann richtet sich der Verdacht auf den geheimnisvollen grünlichen Gnom, der seit einiger Zeit in der Ansiedlung lebt. Dieser streitet alles ab, wird aber überführt oder schlicht ohne Beweise für alles verantwortlich gemacht. Realistischer ist wahrscheinlich die Variante, in der der Stollentroll darauf vorbereitet ist und entkommt, doch es mag auch tatsächlich schon vorgekommen sein, dass er von einer wütenden Meute in Geschenkpapier verpackt und im Wald ausgesetzt wurde.

Trollgeschenke tauchen bis in die heutige Zeit immer wieder auf und in größeren Ortschaften ist es natürlich so gut wie unmöglich, den verantwortlichen Stollentroll ausfindig zu machen.

Dieser, soviel gilt als gesichert, erfreut sich an dem verursachten Unfrieden und summt ein geheimes (und ziemlich schlechtes) Stollentroll-Wintersonnenwendelied vor sich hin.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 3: Die Berghutzen. Freuen Sie sich auf ein Fest bestimmt von Stapeldrang.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 3: Die Berghutzen

 

Berghutzen gelten als so gut wie ausgestorben, daher ist es schwer, ihre Bräuche heute noch zu beobachten. Aufzeichnungen aus der Zeit, als sie noch in großer Zahl die Hutzenberge bevölkerten, lassen allerdings darauf schließen, dass ihr Verhalten zur Wintersonnenwende weniger Feierlichkeiten als kollektivem Wahnsinn glich.

Es ist allgemein bekannt, dass Berghutzen Fremde gerne grüßen, indem sie ihnen auf den Rücken springen und sich dort festklammern, was ihnen den Ruf des Schreckens aller Bergsteiger eingebracht hat. Zur Wintersonnenwende steigert sich dieses Verhalten noch. Die Hutzen begegnen sich auf diese Art auch gegenseitig und verbleiben mehrere Stunden festgeklammert auf dem Rücken anderer. Dabei können sich Hutzenstapel mit bis zu zehn Individuen (eventuell mehr, aber darüber existieren keine Aufzeichnungen) ergeben.

Hutzen neigen zur Wintersonnenwende außerdem dazu, sich Gebirgsmoos ins Fell zu reiben und sich mit roten Glühbeeren zu schmücken.

Ein solcher Hutzenstapel ist daher sowohl tagsüber als auch nachts, wenn das Leuchten der Beeren gut zu sehen ist, schon aus großer Entfernung zu erkennen, weshalb Nichthutzen, die kein Interesse daran haben, Teil des Stapels zu werden, ihm weiträumig aus dem Weg gehen können. Trotzdem soll es schon vorgekommen sein, dass unglückliche Wanderer einen Hutzenstapel für mehrere Stunden tragen mussten oder unter der Last zusammenbrachen (was den überaus starken Berghutzen angeblich nie passiert).

Die einzige Daseinsform neben der Berghutze, die sich freiwillig einem Hutzenstapel anschließt, ist der hutzenbergische Sternfalter, der gerne auf dem Kopf der obersten Berghutze im Stapel sitzt und das Licht der Glühbeeren mit seinen goldenen Flügeln reflektiert. Möglicherweise nutzt er den Hutzenstapel zur Partnersuche, wobei der höchste Hutzenstapel die beste Sichtbarkeit bietet und sich daher am besten eignet, nachgewiesen werden konnte das aber nicht.

Wenn am Morgen nach der Wintersonnenwende der Stapeldrang nachlässt, ziehen sich die erschöpften Berghutzen meist in ihre Höhlen zurück um den Rest des Tages zu verschlafen. Am nächsten Morgen treffen sie sich oft wieder um sich gegenseitig von Moos und Beeren zu reinigen und beides zu verspeisen.

Einer Legende zufolge soll jedes Jahr der schönste und höchste Hutzenstapel einen Hutzengeist mit tiefrotem Fell anlocken, der zu den Füßen der untersten Hutze bunte Päckchen Hutzenwolle ablegt.

Dies wurde allerdings nie beobachtet, auch nicht von den Berghutzen selbst, die zu diesen Gelegenheiten eigentlich nie auf den Boden sehen.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 4: Die Eydeeten. Freuen Sie sich auf einen rein praktischen Feiertag ohne Feier, falls sie das können.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 4: Die Eydeeten

 

Eydeeten gelten im allgemeinen als weder abergläubisch noch sentimental. Es dürfte daher niemanden überraschen, dass ihre Bräuche zur Wintersonnenwende weder religiös noch traditionell begründet sind, sondern rein praktisch.

Zamonien besitzt schon immer und bis heute eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme zur Messung der Zeit. So folgen etwa die Zwergpiraten dem Wellenkalender, der keine festen Daten kennt, sondern Jahreszeiten bestimmten Wetter- und Strömungsphänomenen und den damit verbundenen Wellen zuordnet. Der Winter beginnt mit den Winterwellen, auch wenn die mal eine Woche früher kommen als sonst.

Die Gimpel haben einen sehr strikten Kalender, der das Jahr in 345 Tage einteilt. Da sie aber ständig vergessen, ihn umzublättern, haben sie meist keine Ahnung, welcher Tag gerade ist. Es ist ihnen eigentlich auch egal.

Besonders kleine oder große Bewohner Zamoniens, wie die Unvorhandenen Winzlinge oder die Bolloggs, nehmen Zeit anders wahr.

Solche mit erweiterten Sinnen, wie Schrecksen oder Unken, richten ihre Kalender nach Phänomenen aus, die andere Daseinsformen gar nicht wahrnehmen.

Und manche, wie die Blutschinken, können einfach nicht weit genug zählen um ganzjährige Kalender zu führen, weshalb sie in ihren eigenen Jahren leben, die nur etwa zehn Tage umfassen.

Angesichts dessen ist es nicht verwunderlich, dass sich Eydeeten nach zuverlässigen Zeitmessern in der Natur richten: nach Himmelskörpern.

Ein Jahr ist für sie exakt die Zeit, die die Erde braucht, um die Sonne zu umkreisen. Aufgrund dessen gibt es bei den Eydeeten auch, anders als im offiziellen Nattifftoffenkalender, keine Schaltjahre. Die Eydeeten haben sich zudem darauf geeinigt, dass das Jahr mit der Wintersonnenwende beginnt und endet. Für die Eydeeten bedeutet die Wintersonnenwende also den Termin, an dem sie alles erledigt haben wollen, das sie sich für das ausgehende Jahr vorgenommen haben, an dem sie den neuen Kalender aufhängen und an dem sie, soweit sie Betriebe führen, das neue Geschäftsjahr einläuten.

Nun gibt es natürlich auch Eydeeten, deren Forschungsgebiet die Bräuche anderer Daseinsformen umfasst. Diese verbringen die Wintersonnenwende meist bei einer Sonnenwendfeier einer anderen Daseinsform. Dabei sind sie natürlich auf die beschränkt, die nicht grundsätzlich unter sich bleiben, ihre Rituale geheim halten oder schlicht nicht von einem großköpfigen Gnom mit leuchtenden Augen angeglotzt werden wollen.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 5: Die Haifischmaden. Freuen Sie sich auf Feste unter dem Motto: „Warum feiern, wenn man sich feiern lassen kann?“

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 5: Die Haifischmaden

 

Wie allgemein bekannt, leben Haifischmaden gern parasitär in Zivilisationen anderer Daseinsformen. Dabei nehmen einzelgängerische Haifischmaden oder Oberhäupter der großen Madenklans oft hohe Positionen in diesen Zivilisationen ein. Sie bemühen sich, alle Fäden in der Hand zu halten, ein autoritäres und willkürliches System aufrechtzuerhalten und überhaupt mit allen Mitteln zu verhindern, dass es ihren Untergebenen auffällt, dass sie eigentlich vollkommen überflüssig sind.

Auch ihre Sonnwendfeiern drehen sich um dieses Prinzip. Um ihre Wichtigkeit zu unterstreichen machen Haifischmaden, selbst die niedrigsten Ranges, zur Wintersonnenwende niemals Geschenke, erwarten aber solche von anderen Daseinsformen. Zahl und Wert der Geschenke messen sich dabei natürlich an der Position in der Gesellschaft.

Die Geschenke werden gesammelt und schließlich im Haus des Einzelgängers oder Klanoberhauptes im Rahmen einer großen Feier geöffnet, wobei sich die Empfänger der Geschenke bewusst undankbar zeigen und selbst die wertvollste Gabe als selbstverständlich betrachten.

Zu den Sonnwendfeiern der Haifischmaden gehören auch zahlreiche Ausschweifungen. Bekannte Musiker und Köche werden eingeladen um ihre Künste darzubieten, Alchimisten stellen die neuesten Rauschmittel vor und Dienstleister jeder Art stehen für private Sitzungen zur Verfügung.

In Atlantis waren sogar Auftritte von Lügengladiatoren üblich.

Zwischendurch gibt es kurze Zeremonien, in denen Lobreden auf die anwesenden Haifischmaden gehalten oder Lieder über sie gesungen werden.

All dies wird ebenfalls nicht von den Haifischmaden selbst bezahlt und organisiert, sondern oft von prominenten Gästen, zumeist Politikern. Es sei dazu gesagt, dass sich Haifischmaden das restliche Jahr über durchaus großzügig zeigen (wenn auch selten ohne Hintergedanken). Bei der Sonnwendfeier geht es nicht um Geiz sondern darum, anderen Daseinsformen die Gelegenheit zu geben, den Haifischmaden für ihre unverzichtbaren Dienste an der Gesellschaft zu danken.

Entsprechend reagieren Haifischmaden empfindlich auf Störungen der Illusion.

Alle ankommenden Geschenke werden daher von vertrauenswürdigen Spezialisten auf unerwünschte Inhalte, wie etwa Gift, Sprengstoff oder starke Gerüche überprüft. Während der Feier liegen sie unter einem großen Korallenbaum um am Morgen, in den letzten Feierstunden, geöffnet zu werden – manchmal vom Beschenkten selbst, oft aber zur Sicherheit von Testöffnern.

Dennoch kann es immer wieder zu Störungen kommen, meist ungefährlichen aber eindeutig respektlosen Scherzgeschenken. In solchen Fällen ist die Schauspielkunst der beschenkten Haifischmade gefragt, die den Scherz als Ehrerbietung eines äußerst exzentrischen Bekannten oder vergleichbares abtut. Sollte das nicht möglich sein, wie etwa im Fall von Katillus Smeik und der platzenden Zitrone, kann der Beschenkte auch die gegenteilige Strategie versuchen und das Geschenk zum feindlichen Anschlag erklären, da auch ein solches natürlich seine Wichtigkeit unterstreicht.

Nachdem die eigentliche Feier beendet ist und die Gäste das Haus verlassen haben, sehen sich die Haifischmaden die Geschenke meist genauer an und entsorgen die, für die sie keine Verwendung haben.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 6: Die Zwergpiraten. Freuen Sie sich auf Lichter, Lärm und ein seltsames Gebräu.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 6: Die Zwergpiraten

 

Wie allgemein bekannt sein dürfte, fürchten die Zwergpiraten die Nacht. Konkreter gesagt fürchten sie eine ganze Menge nachtaktiver Schrecken, allen voran die Klabautergeister. Um diese abzuschrecken, erzeugen sie nachts so viel Licht und Lärm wie möglich.

Die Wintersonnenwende bedeutet die längste Nacht des Jahres. Man kann sich denken, dass Zwergpiraten dieses Ereignis lieber meiden und sich daher bevorzugt immer in der Hemisphäre der Erde aufhalten, in der gerade Sommer ist. Hin und wieder geschieht es aber doch, dass durch widrige Umstände ein Zwergpiratenschiff eine Wintersonnenwende erleben muss.

Das Hauptproblem der Zwergpiraten ist in diesem Fall Übermüdung. Lange Nächte und kurze Tage erlauben wenig Schlaf (zumal die Zwergpiraten ja auch nicht den ganzen Tag schlafen können, sie müssen das Schiff instand halten, Algen fischen und vergeblich versuchen, Beute zu machen). So gesehen betrachten viele Zwergpiraten die Sonnenwende selbst als Erlösung – ab jetzt werden die Nächte wieder kürzer.

Das muss natürlich gefeiert werden, mit viel Licht und Lärm aber ohne Rhumm, der auf übernächtigte Zwergpiraten schnell einschläfernd wirken kann, sondern mit einem anderen, seltener genossenen Getränk, dem Sonnenwendteer.

Beim Sonnenwendteer handelt es sich um eine zähe, schwarze Flüssigkeit, die aus koffeinhaltigen Nüssen gewonnen und mit Rohrzucker genießbar gemacht wird und stark aufputschend wirkt – jedenfalls auf jemanden von der Größe eines Zwergpiraten. Jedes Zwergpiratenschiff hat immer ein Fass vorrätig, nur für den Fall, dass es einmal in einen Winter gerät.

Der Stolz der Zwergpiraten gebietet dabei, das Fass erst zur Wintersonnenwende zu öffnen, egal wie müde die Mannschaft in den vorangehenden Nächten schon wird.

Wenn die Zwergpiraten nun, derart aufgeputscht, die Wintersonnenwende feiern, ist das ein spektakuläres Ereignis. Nicht nur ist das ganze Schiff wie üblich mir Laternen behängt, es wird auch bis zu dreimal so viel Feuerwerk abgefeuert, wie in anderen Nächten. Es gibt Berichte, die behaupten, in der Nähe eines Zwergpiratenschiffes hätte man glauben können, es sei helllichter Tag – das könnte aber natürlich eine Übertreibung sein. Berichte über Nasenbluten und vorübergehende Taubheit durch den vom Zwergpiratenschiff ausgehenden Lärm, sind dagegen offiziell bestätigt.

Selten kommt es vor, dass die aufgeputschten Zwergpiraten in ihrem Übereifer das eigene Schiff in Brand setzen und eilig verlassen müssen. Zum Glück sind auch die Rettungsboote der Zwergpiraten immer mit ausreichend Feuerwerk ausgerüstet.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 7: Die Gimpel. Freuen Sie sich auf sehr viel Gimp.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 7: Die Gimpel

 

Wie schon erwähnt in Lektion 4, haben die Gimpel einen sehr strikten Kalender, der das Jahr in 345 Tage einteilt. Da sie aber ständig vergessen, ihn umzublättern, haben sie meist keine Ahnung, welcher Tag gerade ist. Es ist ihnen eigentlich auch egal.

Dennoch verpassen sie selten eine Wintersonnenwende, denn die Anzeichen sind gerade in der Süßen Wüste unübersehbar. Neben dem Verhalten von Licht und Schatten gehören dazu die Paarungszeit des Roten Laternenkäfers und ein typischer Wind, der die Zuckerskulpturen eine besonders traurige Melodie spielen lässt.

Ähnlich wie die Zwergpiraten fürchten die Gimpel die Nacht. Die Wintersonnenwende ist daher für sie einerseits eine Zeit des Schreckens, in der sie besonders lange in der Dunkelheit ausharren und Zuckergnome, Kakteengeister und Dunkle Männer fürchten müssen, andererseits auch der Wendepunkt, ab dem die Nächte wieder kürzer werden.

Außerdem, so glauben die Gimpel, ist es die Nacht des Dunklen Königs.

Die Legende sagt, dass die Dunklen Männer, Riesen aus Finsternis, deren Augen Sterne sind, aus der Nacht selbst geboren wurden und es für jede Nacht des Jahres einen gibt. In der ersten Wintersonnenwende wurde der Dunkle König geboren, der größte und stärkste von allen. Er soll schon zahlreiche Gimpel, die sich nachts vom Lager entfernt hatten, gepackt und bis auf den Mond geworfen haben, wo sie von Monddrachen gefressen wurden.

In seiner eigenen Nacht, so befürchten die Gimpel, könnte er sogar ein beleuchtetes Lager anzugreifen wagen, ja es war sogar möglich, dass er eine ganze Bande Dunkler Männer anführte, die die Lagerfeuer der Gimpel mit Zuckerdünen löschen und das ganze Wüstenvolk auslöschen können.

Es gibt nicht wirklich etwas, das die Gimpel dagegen tun können, aber zum Glück ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Dunkle König ihr Lager gerade in dieser Nacht findet angesichts der Größe der Süßen Wüste sehr gering.

Da sie am Tag weiterziehen müssen, versuchen die Gimpel trotz aller Angst zu schlafen und wenn am nächsten Morgen feiern sie ausgelassen die überstandene Wintersonnenwende. Zu beiden Zwecken verwenden sie dasselbe Mittel: Gimp.

Gimp in unterschiedlicher Zubereitung wird sowohl am Abend als auch am Morgen in noch größeren Mengen konsumiert als an anderen Tagen. Das führt teilweise zu seltsamen Reaktionen. Manchmal wird die Sensibilität eines Gimpels für Wasser so stark, dass er stundenlang zwischen den Kamedaren herumkreiselt. Mancher Gimpel wird nervös und noch ängstlicher und verbringt die Nacht damit, nach dem Dunklen König Ausschau zu halten, den man daran erkennen können soll, dass sein linkes Auge ein Roter Riese ist. (Was dann beim Auftreten eines Roten Laternenkäfers zu Panik führen kann.) Oft führt der Gimpkonsum auch zu gesteigerter Libido, das aber in Kombination mit geminderter Koordination, sodass sich Gimpel eher versehentlich selbst oder gegenseitig mit ihren Wickeln fesseln, als dass es ihnen gelingt, sich auszuziehen.

Die meisten Gimpel aber schlafen die Nacht durch und verbringen den Tag in einer zielstrebigen Euphorie mit fröhlichem Weiterziehen, wobei die, die nicht spätestens zum Sonnenaufgang erwacht sind, sicher auf Kamedarrücken gebunden mitgenommen werden.

Der hohe Gimpkonsum führt außerdem dazu, dass der Wirkstoff des Gimp nicht vollständig abgebaut werden kann. Als Folge davon kann man entlang der Gimpelzugstrecke noch tagelang berauschte Fliegen und Mistkäfer finden und hin und wieder ein kleines Raubtier, das sich nach dem Genuss der leichten Beute für einen unbesiegbaren Riesen hält und harmlose Forscher hinterrücks in die Waden beißt.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 8: Die Ideen. Freuen Sie sich auf die traditionelle Selsillensuche.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 8: Die Ideen

 

Da Ideen, Gute wie Schlechte, von Natur aus in Köpfen leben, bekommen sie oft nur indirekt mit, dass eine Wintersonnenwende stattfindet. Daher kommen sie oft erst ein paar Tage später dazu, sie zu feiern. Die Ideen im Großen Kopf hatten hierzu ein besonderes Ritual, das sie „Selsillensuche“ nannten. Zu diesem Zweck bewahrte jede Idee die größte und saftigste Selsille, die sie in diesem Jahr fand, auf, um sie für das Fest zu verstecken. Eine zufällig ausgewählte andere Idee erhielt eine auf vagen Hinweisen basierende, vom Planmacher angefertigte Karte, um diese Selsille finden zu können.

Wie so viele Bräuche in der Gesellschaft der Ideen, wurde auch dieser von Guten und Schlechten Ideen getrennt begangen. Diese Trennung führte in einem Jahr zu einem Problem, als kopierte Karten in Umlauf gerieten und Gute und Schlechte Ideen unwissentlich nach denselben Selsillen suchten, was natürlich zu Konflikten führte. Während die Schlechten Ideen gemeinsam zum Planmacher gingen um dort ihre Karten abzuholen, bedienten sich die Guten Ideen einiger weniger Kuriere um möglichst wenig Kontakt zu den Schlechten Ideen zu haben. Wie die Kuriere nun aber an die Kartenkopien kamen ist unbekannt. Eine Beteiligung des Wahnsinns wird allgemein angenommen.

Seit diesem Vorfall müssen die Feierlichkeiten zeitlich getrennt stattfinden, damit sowohl die Guten als auch die Schlechten Ideen sich beim Planmacher versammeln können, wobei die Guten Ideen stets den früheren Termin beanspruchen.

Gerüchteweise hat man die aufwendige Selsillensuche, bei der natürlich ständig Selsillen und manchmal auch Ideen im Labyrinth des Bollogggehirns verloren gingen, durch einen besonderen Sonnenwendetraum auf der Traumorgel ersetzt, den sich alle Ideen gemeinsam ansehen. Da es zu dieser Entwicklung natürlich erst mit Blaubärs Besuch im Großen Kopf kommen konnte und besagter Kopf kurz darauf von seinem Bollogg wieder angefügt wurde, sind die Gerüchte nur sehr schwer zu überprüfen.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 9: Die Unken. Freuen Sie sich auf schwermütige Gesänge und besonders fiese Feiertagsgerüchte.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 10: Die Blutschinken

 

Kaum eine zamonische Daseinsform ist in ihren Bräuchen so gespalten wie die Blutschinken. Beeinflussbar wie sie sind schließen sich Blutschinken oft Religionen oder Sekten anderer Daseinsformen an, die in ihrer Umgebung vorkommen. Aus diesem Grund findet man bei ihnen Bräuche zur Wintersonnenwende, die vom Konsum von definitiv zu viel Gimp bis zum Husten in Blecheimer reichen.

Wir konzentrieren uns also hier auf das Zentrum der blutschinkischen Kultur, das Großschinkentum Blutschinkien im Norden Zamoniens.

Obwohl Blutschinken mit dem Zählen der Zeit ihre Probleme haben, können sie doch Jahreszeiten leicht erkennen und die Nacht der Wintersonnenwende ungefähr festlegen. Im Zweifelsfall beginnen die Feierlichkeiten, wenn der amtierende Großschink dies befiehlt.

Der größte Teil dieser Feierlichkeiten ist nicht weiter erwähnenswert. Es gibt Grillfeste, Saufgelage und Prügeleien, eben alles, was Blutschinken gern tun.

In Kriegszeiten, die in Blutschinkien eher die Regel als die Ausnahme sind, ruhen die Waffen (aber nicht die Fäuste) während des Festes und als Spätfolge der Saufgelage oft auch noch am Tag danach. Früher wurden zum Fest oft die im Herbst hinterhältig während ihrer Paarungszeit erjagten Seeschlangen verspeist. Da der Fröstelgrund aber auch zum Hoheitsgebiet Würms und des Kalten Fingers gehört, die beide die Jagd auf Seeschlangen verbieten, kommt das inzwischen seltener vor.

Eine Besonderheit der Sonnenwendfeier der Blutschinken ist der alljährliche Große Wunsch.

Bei Wintereinbruch beginnen die Blutschinkenkinder, Briefe an den Großschinken zu schreiben, in denen jedes einen einzigen Wunsch äußert. Bei der Sonnenwendfeier auf dem Festplatz der blutschinkischen Hauptstadt zieht der Großschink blind aus einem großen Kessel einen der Briefe und liest ihn laut vor. Den darin formulierten Wunsch muss er erfüllen.

Die Sprache der Blutschinken ist recht simpel gehalten und wird in schriftlicher Form noch einmal vereinfacht. Aus diesem Grund kann es schon einmal zu Missverständnissen kommen. So war Nagrila die Neunte, Tochter des Großschinken Urgur des Ersten, gezwungen, aus Blutschinkien zu fliehen, als ihr Wunsch „groß Schinken sein sofort“ massiv fehlinterpretiert wurde.

(Sie kehrte später mit einem Söldnerheer zurück um den Thron auf die traditionelle Weise zu erlangen.)

Durch einen unglaublichen Zufall, den nie ein Blutschink angezweifelt hat, wurden bisher fast ausschließlich Briefe der Kinder des amtierenden Großschinken aus dem Kessel gezogen.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 11: Die Bolloggs. Freuen Sie sich auf die größten Freudenfeuer der Geschichte, auch bekannt als die ersten großen Brände des antiken Buchhaim.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 12: Die Froschlinge

 

Obwohl ursprünglich Sumpfbewohner finden sich Froschlingsgemeinden heute hauptsächlich in den Städten Süd- und Mittelzamoniens. Obwohl sich ihre Lebensweise damit deutlich geändert hat, haben die Froschlinge doch einige Bräuche aus alter Zeit bewahrt, darunter auch mehrere Wintersonnenwendbräuche.

Zu diesen gehört das abendliche Tanzen der Wintersonnenwendpolka. Diese findet grundsätzlich auf weichem, schlammigem Boden statt, auf dem die Froschlinge dank ihrer Schwimmhäute problemlos tanzen können. Heute wird dazu zumeist ein Vorgarten überflutet oder, wenn vorhanden, ein öffentliches Schlammbad aufgesucht.

Die Wintersonnenwendpolka wird gewöhnlich von der ganzen Familie getanzt, allerdings an einem leicht einsehbaren Ort, damit sie auch von Außenstehenden bewundert werden kann.

Sie ist zudem die einzige Froschling-Polka, bei der nicht gejodelt wird.

Weitere Bräuche sind das Erzählen der wintersonnenwendnächtlichen Träume am nächsten Morgen und das verschenken von Süßigkeiten an Leute, denen man zufällig auf der Straße begegnet.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 13: Die Schrecksen. Freuen Sie sich auf Vorhersagen, Tränke und traditionelle Schrecksenstreiche.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 13: Die Schrecksen

 

Unter Schrecksen kennt man viele verschiedene Bräuche zur Wintersonnenwende. Jede Schrecksensiedlung, jeder Zirkel und so manche Familie hat ihre eigenen.

Neben gemeinsamen Feiern, kleinen im Familienkreis oder großen mit vielen Gästen, sind auch der Austausch von Geschenken und das gegenseitige bewerfen mit Schlamm sehr verbreitet.

Eine typische Schrecksentradition ist das Vorhersagen der Ereignisse des kommenden Jahres. Die genaue Methode variiert dabei stark. So gibt es das Kassanderspechtbefragen, die Spiegelkugelschau, das Verdrehungsstachelbienenwachsgießen und zahlreiche andere Methoden.

Die einfachste und zuverlässigste Methode besteht darin, die natürlichen Seherfähigkeiten der Schrecksen durch schrecksimistische Tränke zu verstärken. Das führt allerdings gelegentlich zu ungewollten und durchgehend unangenehmen kurzen Visionen am Folgetag, die überraschend auftreten können.

Eine andere recht verbreitete Schrecksentradition, die ihren Ursprung wahrscheinlich in Atlantis oder der näheren Umgebung hat, ist der Schrecksenstreich. Jede Schreckse spielt dabei jemandem, möglichst keiner anderen Schreckse sondern irgendeiner anderen Daseinsform, einen mehr oder weniger großen Streich. Die Absicht ist dabei zumeist, eine Reaktion zu provozieren, die die Gesamtsituation der Opfer auf lange Sicht verbessert – manchmal soll es aber auch einfach nur lustig sein.

Einer der berühmtesten Schrecksenstreiche war wohl die Florinther Piratenpanik. Am Tag der Wintersonnenwende wurden in den Straßen von Florinth und sogar in einigen Wohnungen ausnehmend hässliche Piraten gesichtet, die Angst und Schrecken verbreiteten und wegen denen sogar der Invasionsalarm ausgelöst wurde – obwohl gar keine Piratenschiffe in der Nähe waren und sich die Piraten ziemlich friedlich verhielten, wenn man einmal davon absah, dass sie genauso verwirrt und verängstigt waren, wie alle anderen.

Wie sich herausstellte, hatte die Schreckse Kararina Ekalsia am Vortag eine große Menge der in Florinth verwendeten Pflegeprodukte und Kosmetika mit einer selbst erfundenen schrecksimistischen Mixtur versetzt, die die oberflächliche Verwandlung in Piraten verursachte.

Kararina Ekalsia wurde von einem wütenden Mob aus der Stadt geworfen. Es heißt, sie sei danach tatsächlich Piratin geworden und habe nebenbei ihre Formel als „Piratencreme“ verkauft.

Einige Schrecksen, gerade die ältesten, verweigern sich der Tradition des Schrecksenstreiches, die sie als albern und würdelos betrachten. Sie ziehen es vor, in kleinem Kreis ihre Vorhersagen für das nächste Jahr zu machen und jedem zu erzählen, welche seiner Pläne scheitern werden.

Sie gehören zu den wenigen Schrecksen, die selbst oft Opfer von Schrecksenstreichen werden.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 14: Die Teufelszylopen. Etwas, worauf sie sich freuen können, gibt es da leider nicht.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 14: Die Teufelszyklopen

 

Wie allgemein bekannt sein dürfte, halten die Teufelszyklopen die Sonne für das Auge eines riesigen Zyklopen, der die Welt (eine Schüssel mit Wasser) in den Händen hält. Aus diesem Grund gehen sie auch davon aus, dass die uneinheitliche Länge der Tage lediglich eine Laune dieses Riesen ist. Da schon seit einigen Jahrhunderten alle noch existierenden Teufelszyklopen auf einer schwimmenden Insel leben, kennen sie auch keine einheitliche Zu- und Abnahme der Tageslänge. Der Gedanke, dass sie eine Wintersonnenwende überhaupt erkennen, scheint daher zunächst absurd.

Tatsächlich verhält es sich aber so, dass die Wandernden Teufelsfelsen, egal welches Ereignis sie von ihrem Kurs abbringt, früher oder später immer wieder in den Zamonischen Urstrom geraten. Diese Strömung bringt die Insel – nicht jedes Jahr aber doch immer wieder – pünktlich zur Wintersonnenwende in die Nähe eines Phänomens, das die Teufelszyklopen nicht ignorieren können.

Warum dies nun stets zur Wintersonnenwende geschieht ist nicht völlig erforscht. Vermutlich hängt es damit zusammen, dass der Urstrom seine Richtung entsprechend der Anziehungskraft des besagten Phänomens im Laufe des Jahres leicht ändert. Das genannte Phänomen ist nämlich das größte bekannte Dimensionsloch – der Malmstrom.

Der Anblick des Malmstroms versetzte die Teufelszyklopen jedes Jahr wieder in Feierlaune. Sie fürchten ihn nicht, denn schließlich haben sie keine Ahnung, was er ist und sind ja auch nie hinein geraten (von ein paar Unglücklichen, die ins Wasser gesprungen sind um ihn sich aus der Nähe anzusehen, einmal abgesehen).

Der Anblick des in der Tiefe verschwindenden Wassers und das damit verbundene ohrenbetäubende Rauschen wirkt appetitanregend, was bei den ohnehin ständig hungrigen Teufelszyklopen schon etwas heißen will. Im dadurch ausgelösten Fressrausch leeren die Teufelszyklopen meist ihre Vorratskammer komplett und verspeisen sich angeblich auch gegenseitig.

Vermutlich nicht zufällig kommt es zu dieser Zeit auch zu den häufigsten Paarungen unter den Teufelszyklopen.

Diejenigen Zyklopen, die sich etwas besser beherrschen können, sichern sich zu dieser Gelegenheit die besten Mahlzeiten, ehe diese vom aufgeputschten Mob zerrissen werden, und zelebrieren deren Verspeisung über mehrere Stunden.

Wenn die Teufelszyklopen am nächsten Tag wieder zur Besinnung kommen, folgt meist eine große Prügelei um die Rangfolge, da nicht selten einer oder mehrere der Häuptlinge bei der Fressorgie umkamen. Anschließend muss neue Nahrung beschafft werden.

Es ist nicht bekannt, wie die Teufelszyklopen selbst den Malmstrom erklären. Man kann aber davon ausgehen, dass sie ein alles verschlingendes Loch im Meer als verwandten Geist betrachten.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 15: Die Rikschadämonen. Freuen Sie sich auf die vielleicht einzigen Daseinsformen Zamoniens, die an ihren Festtagen ihrer ganz normalen Arbeit nachgehen.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 15: Die Rikschadämonen

 

Die Rikschadämonen feiern die Wintersonnenwende nicht. Astronomische Ereignisse sind ihnen nämlich ziemlich egal.

Warum dann eine Lektion über sie? Weil sie dennoch eine besondere Tradition für diese Zeit haben.

In der Zeit vor der Wintersonnenwende kommt es meist zu erhöhten Verkehrsaufkommen. Die Daseinsformen besuchen Freunde und Familie, sind unterwegs zu Festen, kaufen ein (speziell die Wilden Wesen machen ihren Jahreseinkauf) oder versuchen, ihre letzte freien Reisestunden aufzubrauchen (ja, es sind nattifftoffische Beamte, die das tun, nur nichts verfallen lassen).

Die Rikschadämonen haben in diesen Zeiten also viel Kundschaft, speziell auch weil sie allerlei Schleichwege und Abkürzungen kennen um den dichtesten Verkehr zu vermeiden.

In diesen Tagen haben die Rikschadämonen mehr Fahrten als sonst in ganzen Monaten. Speziell am Tag der Wintersonnenwende schreiben sie Rekordzahlen.

Der folgende Tag ist nur wenig weniger lukrativ, gilt es doch allerlei Betrunkene oder anderweitig Berauschte nach Hause zu bringen.

Viele Rikschadämonen kommen tatsächlich in der Nacht der Wintersonnenwende gar nicht nach Hause sondern halten weiter nach Kundschaft Ausschau, die sich auch immer irgendwo findet.

Dieser Service ist auch notwendig, gerade für solche, die von einer Haifischmadenparty geworfen wurden, die infolge eines Schrecksenstreiches ziellos herumirren, die nach einer Nattifftoffenzeremonie zu spät aufgewacht sind oder die von einem wütenden Mob gejagt werden.

Und so erklärt sich dann auch die einzige Wintersonnwendtradition der Rikschadämonen: Ein saftiger Feiertagszuschlag.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 16: Die Nachtmahre. Freuen Sie sich auf die besten Alpträume des ausgehenden Jahres.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 16: Die Nachtmahre

 

Nachtmahre sind naturgemäß schwer zu beobachten, sind sie doch für gewöhnlich nur für andere Nachtmahre und ihr aktuelles Opfer sichtbar.

Den wichtigsten Beitrag zur Nachtmahrforschung leistete wohl Dr. Yasemin Aaskrah, der es gelang, ihren Nachtmahr zu hypnotisieren um ihm wertvolle Informationen zu entlocken.

Tatsächlich arbeiten Nachtmahre zur Wintersonnenwende nicht, was auch von anderen Opfern bestätigt werden konnte. In dieser Nacht auftretende Alpträume haben mit Nachtmahren offenbar nichts zu tun.

Tatsächlich finden sich die Nachtmahre in dieser Nacht aber auch nicht in ihren geheimen Brutstätten. Vielmehr schwärmen sie alle gleichzeitig in Richtung eines Treffpunktes, der jedes Jahr ein anderer ist und den alle Nachtmahre instinktiv kennen. Die Schwärme geflügelter Nachtmahre würden dabei wohl den Himmel verdunkeln, wären sie nicht unsichtbar. Die ungeflügelten Nachtmahre bewegen sich zur Sicherheit auf verborgeneren Pfaden, da sie sonst ein Verkehrshindernis darstellen könnten, das trotz Unsichtbarkeit zweifelsfrei bemerkt würde.

An ihrem Treffpunkt angekommen machen sich die Nachtmahre Geschenke, die sie nicht mitbringen sondern erst vor Ort erschaffen. Die Natur oder Bedeutung dieser Geschenke geht aus den Aufzeichnungen Aaskrahs nicht hervor, sie scheinen aber keinen materiellen Wert zu haben, zumal Nachtmahre ohnehin nicht mit der Gesellschaft interagieren und Geld verwenden.

Als nächstes erzählen sich die Nachtmahre Geschichten, zumeist überbrachte Alpträume oder das Schicksal in den Wahnsinn getriebener Opfer, ehe in einer Abstimmung die beste Geschichte ermittelt wird.

Der Erzähler dieser Geschichte bekommt für das nächste Jahr die besondere Erlaubnis, ein Opfer auszuwählen, das normalerweise nicht gestattet ist. Welche Daseinsformen aus welchen Gründen in diese Kategorie fallen ist nicht bekannt.

Anschließend zerstreuen sich die Nachtmahre wieder und kehren in ihre Nester zurück.

Natürlich sind all diese Informationen mit Vorsicht zu genießen, da wir weder wissen, wie Hypnose auf Nachtmahre wirkt, noch, wie weit Aaskrahs geistige Verwirrung zum Zeitpunkt der Aufzeichnung bereits fortgeschritten war.

Es ist absolut möglich, dass Nachtmahren die Wintersonnenwende völlig egal ist.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 17: Die Wilden Wesen. Freuen Sie sich auf eine fröhliche Einkaufstour.

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 17: Die Wilden Wesen

 

Wir alle haben sicher von ihnen gehört und manche haben sie vielleicht noch selbst gesehen: die Wilden Wesen, jene Gruppe abenteuerlicher Mischwesen, die an den Ufern atlantischer Gewässer in Blechhütten hausten und wenig Kontakt mit der Außenwelt pflegten.

Ihre Vielfalt an Gestalten, denen nur gemeinsam ist, dass sie Eigenschaften unterschiedlicher Arten vereinen, und der Mangel an Sichtungen ihrer Art außerhalb von Atlantis hat zu der Spekulation geführt, dass es sich bei diesen Daseinsformen tatsächlich um aus Untenwelt entflohene Homunkel oder (falls das möglich ist) deren Nachfahren handelt. Entsprechende Forschungen wurden durch die isolationistische Haltung der Wilden Wesen erschwert und kamen mit dem Verschwinden der Stadt Atlantis gänzlich zum Erliegen.

Was wir aber über die Wilden Wesen wissen, ist, wie sie die Zeit der Wintersonnenwende verbrachten.

In der Hauptsache waren die Wilden Wesen Selbstversorger. Sie fischten, bauten Gemüse an und hielten manchmal Kleinvieh wie Hühner oder Beutelratten. Es gab allerdings auch Dinge, die sie selbst nicht herstellen konnten, etwa Blech zum Bau und zur Reparatur ihrer Hütten, Werkzeuge, Unterhaltungslektüre oder Toilettenpapier.

Um nun aber den Kontakt mir anderen Daseinsformen so gering wie möglich zu halten, unternahmen die Wilden Wesen nur einen einzigen Einkauf im Jahr. Zu diesem Zweck wurde am Tag der Wintersonnenwende in jeder Siedlung der Wilden Wesen per Losverfahren ein Einkäufer ausgewählt. Dieser wurde ausgestattet mit Tauschware und dem über das Jahr im Wasser und an den Ufern gefundenen Geld, mehreren Tüten und/oder Körben und einem ausgefallenen Zahn irgendeines Mitgliedes der Gemeinschaft, dessen Zweck nicht ergründet werden konnte. Der Einkäufer machte sich nun auf den schweren und abenteuerlichen Weg, alles, das benötigt wurde, einzukaufen.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde es üblich, dem Einkäufer, wenn er schon einmal ging, weitere Aufträge mitzugeben. So kaufte er nun auch Luxusartikel oder besuchte Attraktionen, von denen die Wilden Wesen zufällig gehört hatten, um ausgiebig darüber zu berichten.

Nicht selten trafen sich die Einkäufer der verschiedenen Siedlungen um sich untereinander zu beraten und so konnte es an diesem einen Tag des Jahres tatsächlich geschehen, dass man sie in einer Gerüchteküche oder einem Menhignomcafé sitzen und sich unterhalten sah.

War ein Einkäufer mit der Last der Einkäufe überfordert, dann kam es sogar vor, dass er einen Rikschadämonen als Helfer anheuerte. Da sich aber niemand gerne mit Rikschadämonen unterhielt, ist nicht überliefert, was diese dabei über die Wilden Wesen in Erfahrung brachten.

Kam der Einkäufer nun erfolgreich nach Hause zurück, wurden die ganze Nacht hindurch die Einkäufe sortiert, verteilt und ausgepackt.

Am nächsten Morgen folgte das letzte Ritual der Festlichkeiten: Die Wilden Wesen warfen all die nutzlos gewordenen Verpackungen auf die nächste Straße und verursachten so einen Verkehrsstau, der anhielt, bis die Ameisenleute mit dem Wegräumen fertig waren.

Wann die Wilden Wesen heute einkaufen, wo es mitten im Weltraum in einer fliegenden Stadt natürlich keine Wintersonnenwende gibt, ist nicht bekannt.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 18: Die Sammlasams. Freuen Sie sich auf Hefekuchen und Kinderkegeln (mit den Kindern als Kugeln, versteht sich).

 

Zamonische Bräuche zur Wintersonnenwende, Lektion 20: Die Hellinge

Zensierte Fassung

 

Da die Hellinge unter der Erde leben, wissen sie nicht viel von der Wintersonnenwende. Irgendwann einmal müssen sie aber davon erfahren haben, denn das ungefähre Datum dieses astronomischen Ereignisses korreliert mit einem ihrer Feiertage, dem Spaßtag.

Zur Feier dieses Tages veranstaltet jede Familie ein ausgiebiges Essen. Im Anschluss werden gewöhnlich Tiere oder Nachbarskinder besucht.

Als es die Stadt Hel noch gab, war der Spaßtag eine sehr viel größere Festlichkeit. Nach einem ausgiebigen Gelage musste sich ein Homunkel auf den abgeräumten Tisch legen, der für seine Kitzelempfindlichkeit ausgewählt wurde. Mit ausgesuchten Instrumenten wurde dieser nun von der ganzen Hellingfamilie gründlich durchgekitzelt, bis er vor Erschöpfung irgendwann einschlief.

Anschließend ging man ins Theater der Schönen Künste, wo es zur Feier des Tages eine große Vorstellung mit mehr als hundert Künstlern und diversen lustigen, zahmen Tieren zu sehen gab.

Als Besonderheit wurden in dieser Vorstellung zum Beispiel auch Clowns vom Publikum mit Sahnetorten beworfen.

Jugendliche Hellinge taten sich zusammen um über Nacht fremde Homunkel einzuladen und neu einzukleiden um mit ihren alten Kleidern die Häuser ihrer Familien zu schmücken.

Gleichzeitig spielten die Kinder mit Murmeln aus Glas um kleine Geschenke, die sie zuvor aus Zweigen und Blättern gebastelt hatten.

Von alldem ist natürlich nach dem Untergang Hels durch die Subkutane Lachkrankheit nicht mehr viel übrig.

Damit beschließe ich nun die heutige Lektion. Wir sehen uns wieder für Lektion 21: Die Nattifftoffen. Freuen Sie sich auf... auf... gar nichts, Nattifftoffenfeste sind stinklangweilig.


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